Abstract
Ziel dieser Arbeit ist es, zu reflektieren und darzustellen, wie
psychotherapeutische Arbeit mit lern- und leistungsschwachen Kindern
(v.a. mit Kindern, die umschriebene Lern- und Leistungsstörungen –
im Sinne der Kategorie F.81 im ICD-10 – aufweisen) aussehen kann.
Der theoretische Teil der Arbeit führt kurz ins Syndrom Legasthenie
ein, stellt wichtige Erkenntnisse und Hypothesen über seine Ursachen
und Auswirkungen dar und führt nach einem Exkurs zu relevanten
(klientenzentrierten) Entwicklungstheorien einige Überlegungen dazu
aus, wie umschriebene Lern- und Leistungsstörungen, etwa Legasthenie
oder Dyskalkulie, die durch Teilleistungsschwächen bedingt sind,
sich auf die Entwicklung des Selbstkonzepts der betroffenen Kinder
auswirken können.
Die zentrale Hypothese lautet: Das Drama von Kindern mit
umschriebenen Lern- und Leistungsstörungen besteht darin, dass sie
in jener Entwicklungsphase, in der es gilt, herauszufinden, was sie
sind und was sie werden könnten, wegen eines Ungleichgewichts in der
Entwicklung ihrer kognitiven Basisfunktionen, so basale wie
berechtigte (eigene und fremde) Leistungserwartungen nicht erfüllen
können.
Im Praxisteil der Arbeit werden einander an Hand von zwei Fällen
zwei verschiedene Therapiesettings gegenübergestellt: eine
spieltherapeutische Vorgangsweise und ein mehrdimensionaler Ansatz,
bestehend aus Basisfunktionstraining, Lese- und Rechtschreibübungen,
dem Erwerb von Kompensationsstrategien sowie der
psychotherapeutischen Unterstützung des betoffenen Kindes und seines
sozialen Systems.
Wichtigstes Anliegen dieser Arbeit ist es aufzuzeigen und vor allem
nachfühlbar zu machen, wie umfassend und wie tief
Teilleistungsschwächen die Entwicklung eines Menschen irritieren
können, welch intensiver therapeutischer Begleitung sie bedürfen –
und wie schön und lohnend diese (oft sehr langfristig wirksame)
psychotherapeutische Arbeit sein kann.
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