Vorwort
Das Linzer Theater Phoenix hat zur Zeit Gotthold Ephraim Lessings
„Nathan“ am Spielplan. In Zeiten von Mohammed-Karikaturen und
unglücklichen Papst-Sagern mitsamt der betrachtungswürdigen
Reaktionen auf beides ist diese Stückwahl als eine glückliche zu
bezeichnen.
Was in der zentralen Parabel von den drei identischen magischen
Ringen ausgesagt wird, dass sie nämlich ihre Echtheit doch einzig
durch die Wirkung ihres Zaubers beweisen sollen, gilt unverändert
auch heute und nicht nur bezogen auf die drei großen
monotheistischen Weltreligionen wie in Lessings Stück.
In Österreich gibt es mittlerweile über zwanzig staatlich anerkannte
Psychotherapie-Schulen mit dementsprechender Vielfalt an Methoden
und Ausprägungen des Menschenbildes. Auch in diesem Feld wäre es
falsch, nach der „einzig wahren und richtigen“ Schule zu fragen.
Vielmehr kann hier ebenso, wie bei den magischen Ringen der Parabel,
auf die stützende und heilende Wirkung verwiesen werden, wenn schon
eine Legitimation für die Berechtigung einer Therapie-Methode
erbracht werden muss.
Die nachfolgende Reflexion über die Relativität von Erkenntnis im
Allgemeinen und über Gedanken-Modelle im Besonderen setzt sich zum
Ziel, einerseits gegen Glaubenskriege zu argumentieren und
anderseits Psychotherapie-Schulen als besondere Form von
Gedankenmodellen aufzufassen. Auch wenn dabei letztlich nur auf drei
Schulen mehr oder weniger ausdrücklich eingegangen wird, darunter
die Klienten-/Personzentrierte Psychotherapie, gilt diese Reflexion
für alle Österreichischen Psychotherapie-Schulen gleichermaßen.
Es sollte somit kein Hindernis für die Veröffentlichung der Arbeit
in diesem Forum sein, dass sich der Autor der Logotherapie und
Existenzanalyse nach Viktor Emil Frankl zugehörig fühlt.
Hier geht's zum Text
|