Die vorliegende
Arbeit verstehe ich als Dokumentation meiner theoretischen und
praktischen Auseinandersetzung mit der Klientenzentrierten
Psychotherapie.
Angesprochen fühle
ich mich im Besonderen vom Menschenbild, das dem Klientenzentrierten
Ansatz zugrunde liegt, da darin der Boden und Bezugspunkt für
theoretische Auseinandersetzung und praktisches Tun gegeben ist. Das
Verständnis vom menschlichen Sein impliziert Persönlichkeitstheorie,
Krankheitslehre und therapeutisches Umgehen.
Diese
grundsätzliche Verankerung des Menschen und sein
Sich-in-Beziehung-setzen zum Dasein und Mitsein stellen
Wesenselemente meines Denkens und Fühlens dar. Die
Klientenzentrierte Anthropologie ist mir Heimat geworden, die ich
mit Lust und Neugier erforsche und die im äußeren Ausdruck, vor
allem im therapeutischen Beziehungskontext, Anregung und Chance der
Auseinandersetzung und des Wachsens für mich bietet.
·
Struktur der Arbeit
Der theoretische
Teil dieser Arbeit befasst sich mit dem Personbegriff, der aus der
philosophischen und theologischen Tradition hergeleitet und im
Verständnis von C. Rogers gebündelt wird, da im Verständnis vom
Personbegriff das breite Feld vom Klientenzentrierten Menschenbild
zentriert wird. Damit die Anthropologie von C. Rogers verstehbar
wird, werden verschiedene Einflüsse und zusammenhängende Aspekte,
die für den Zugang Rogers’ zum Menschen wichtig sind, erörtert.
(Biographie, Humanistische Psychologie, Existenzphilosophie, usw.)
Nach
persönlichkeitstheoretischen Aspekten werde ich auf therapeutische
Folgerungen eingehen, wobei ich mich auf die therapeutischen
Grundhaltungen von Wertschätzung, Empathie und Kongruenz zentrieren
werde.
Mein praktisches
Arbeiten möchte ich zum Schutz der Anonymität des Klienten nicht ins
Internet stellen.
In der
abendländischen Philosophie wird von der Antike bis ins Mittelalter
die Grundfrage nach dem Menschen in ontologischer Form, als Frage
nach dem Sein an sich, erörtert. Der Fragende bleibt in dieser
Betrachtung in einer Metaebene und muss sein persönliches Menschsein
nicht näher beleuchten.
Erst mit der
Aufklärung rückt der denkende Mensch in den Mittelpunkt. Immer
deutlicher wird er sich selbst zum Problem und damit zum Thema.
·
Anthropologie
Die Anthropologie
wird als Lehre vom Menschen diesen Veränderungen im
Selbstverständnis gerecht. Sie möchte den Menschen nicht von außen
definieren, sondern geht mit hinein in das Zentrum, um mehr vom
Menschen zu verstehen. Im Versuch, das Wesen der Person zu
begreifen, führt der Weg vom abstrakt Wesenhaften des Menschen zum
konkret Persönlichen des Einzelnen.
Nur in der existenziellen Betroffenheit einer
einzelnen Person wird das Wesen vom Menschen sichtbar. Diese
Betroffenheit verweist auf die Person selbst. Nicht das Objekt wird
erörtert, sondern die Person an sich.
Die ontologische Frage nach dem
menschlichen Sein verändert sich zur persönlichen Frage: „Wer bin
ich eigentlich?“ Der denkende und fühlende Mensch wird
herausgefordert, sich dieser Betroffenheit des eigenen Personseins
zu stellen.
Die moderne Psychologie hat sich
aus diesen Veränderungen des philosophischen Fragens
herausentwickelt, bleibt aber in letzter Konsequenz hinter der
Radikalität des philosophischen Anspruchs der Anthropologie zurück.
In den Methoden der
Naturwissenschaften verfangen, bleibt der Mensch Versuchsperson oder
Patient. Die großen psychotherapeutischen Schulen, die in den ersten
Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts entstanden –, wie die
traditionelle Psychoanalyse oder die Verhaltenstherapie - sehen den
Menschen als Objekt, das untersucht und behandelt wird. In dieser
objektiven Betrachtung wird der Mensch beurteilt – bewertet –
diagnostiziert.
Die klassische Psychologie
bleibt auf klarer Distanz zur existenziellen Dimension des
Menschseins.
-
Humanistische Psychologie
Gegen dieses Modell
kristallisiert sich in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts die
Humanistische Psychologie heraus, die als Credo den Menschen in
seiner Ganzheit und Besonderheit heraushebt. Die Frage nach dem
Funktionieren des Seelenlebens verändert sich im humanistischen
Denken zum Erspüren, wie die Beziehung zum Gegenüber erlebt wird.
Im ehrlichen Bemühen, das
Gegenüber wahrzunehmen und zu verstehen, sind Kategorien von
Urteilen – Werten – Diagnostizieren störende und dem eigentlichen
Prozess hinderliche Faktoren.
Carl Ramson Rogers hat als
Mitbegründer der Humanistischen Psychologie eine Theorie der
Persönlichkeit und damit verknüpft ein psychotherapeutisches
Konzept formuliert, das den Menschen in seinem inneren Sein und
seinem Ausdruck nach außen zutiefst ernst nimmt.
|