1. Philosophische Grundlagen
Einflüsse aus dem Christentum
durch die Religiosität der Eltern v. C. Rogers; sie praktizierten
einen fundamentalistischen Pietismus, eine Form des
Protestantismus mit starker Moralistik und einer Orientierung am
einfachen Leben, harter Arbeit und Frömmigkeit.
Einflüsse aus dem fernen Osten
1921 Rogers´ Reise zu einer christlichen Weltjugendkonferenz nach
China erweitert sein Weltbild in Richtung mehr Toleranz und
Offenheit. Er lernte vermutlich erstmals die Schriften des
taoistischen Philosophen Lao-Tse kennen.
In den Siebzigerjahren interessierte sich C. Rogers für den
Zen-Buddismus. Besonders beeindruckte ihn der hohe Stellenwert
persönlicher Erfahrung für den Lernenden dieser Richtung und die
Vermeidung manipulativer Techniken.
Individualismus und Subjektivismus
Rogers wuchs im Mittelwesten der USA auf, in einer kulturellen
Gegend, die dem Individualismus einen hohen Stellenwert gab.
In der Geistesströmung des Subjektivismus wird der individuellen
Erfahrung der höchste Stellenwert als Erkenntnisform eingeräumt.
Existenzphilosophie
Parallelen zur Existenzphilosophie (Fünfzigerjahre) finden sich im
Zitat von Sören Kierkegaard „das Selbst zu sein, das man in
Wahrheit ist“, welches von Rogers gern verwendet wurde und auf
einen wesentlichen Kern seiner Persönlichkeitstheorie hinweist,
weiters im Verständnis von der Freiheit des Individuums, wobei
eine „innere, subjektive, existentielle Freiheit“ gemeint ist.
Sowohl Rogers als auch der Existenzphilosoph Martin Buber gehen
von einem heilenden Potential einer echten existenziellen
Begegnung aus.
Humanistische Psychologie
entstand gegen Ende der 50er Jahre in den USA, als ein
psychologisches Gegenmodell sowohl zum Behaviorismus als auch zur
Psychoanalyse.
In Übereinstimmung mit den Vertretern der humanistischen
Psychologie geht Rogers davon aus, dass jedem Organismus eine
zentrale motivationale Kraft innewohnt, die in Richtung von
Selbstentfaltung, Autonomie., Komplexität und Weiterentwicklung
treibt.
Das Vertrauen auf die Aktualisierungstendenz repräsentiert auch
das grundlegende Postulat Personzentrierter Psychotherapie.
a) Anthropologische Basis („Menschenbild“, „Natur des Menschen“):
Der Mensch steht in einem andauerndem Prozess der Veränderung und
besitzt die Fähigkeit, sich in Richtung größerer Reife und
psychischer Funktionsfähigkeit zu entwickeln
(Selbstverwirklichungstendenz). Er ist fähig, selbst die
Verantwortung für seine Ideen, Gefühle und Handlungen zu
übernehmen (Selbstverantwortlichkeit), sich von „innen“, von
seiner „organismischen“ Basis her zu steuern und seine im Leben
auftretenden Probleme unter günstigen Bedingungen selbst zu lösen
(Selbstregulierung).
b) Wissenschaftstheoretische Orientierung:
Rogers blieb immer ein Phänomenologe. Gemäß der phänomenologischen
Position nimmt das Individuum die Welt auf einzigartige Weise
wahr. Das Wahrnehmungsfeld des Individuums schließt bewusste und
unbewusste Wahrnehmungen mit ein. Die wichtigsten Determinanten des
Verhaltens sind die bewussten oder die bewusst zu machenden
Wahrnehmungen. Rogers sah die Phänomenologie als Basis einer
Wissenschaft von der Person. Er glaubte, dass klinisches Material,
das man während einer Psychotherapie sammelte, eine zuverlässige
Quelle phänomenologischer Daten darstellt. Um menschliches
Verhalten zu verstehen, begann Rogers immer mit klinischen
Beobachtungen und benutzte diese Beobachtungen dann zur
Formulierung von Hypothesen, die sehr streng überprüft werden
konnten.
2. Persönlichkeitsmodell und Entwicklungstheorie:
Jeder Mensch lebt in einer Welt, die sich ständig verändert, und
er ist „Mittelpunkt“ dieser Welt. Bei ihm treffen die Reize und
Informationen der Umwelt als Erfahrungen und Wahrnehmungen ein. Er
reagiert mit seinem Organismus auf die Umwelt, wie er sie erfährt
und wahrnimmt. Diese wahrgenommene und subjektiv erfahrene Umwelt
ist für das Individuum erfahrene Realität. Ein Teil dieser
subjektiv erfahrenen Welt betrifft die eigene Person, ihre
Fähigkeiten und Eigenschaften.
Die fortlaufenden Erfahrungen mit der eigenen Person verdichten
sich zum „Selbst“ (Selbstkonzept), die Annahmen einer Person über
ihre Fähigkeiten und Eigenschaften. Das Selbst wird „gespeist“ und
verändert durch die unmittelbare und direkte Erfahrung eigener
Qualitäten und Fähigkeiten in bestimmten Situationen und durch die
Erfahrung von bewertenden Stellungnahmen über die eigene Person
durch bedeutsame andere Personen. Das Selbst ist also das Resultat
der Interaktionen und Auseinandersetzung einer Person mit ihrer
Umwelt, insbesondere der sozialen Umwelt. Das Selbst (oder
Selbstkonzept) ist nicht immer bewusst, aber es beeinflusst
deutlich, wie eine Person Ereignisse, Dinge, Situationen und
Personen wahrnimmt, welche Bedeutung diese für sie erhalten und
wie sie sich ihnen gegenüber verhält.
Eine Reorganisation des Selbst und ein „Abstimmen“ von
Selbstkonzept, Erfahrung und Verhalten kann im angstfreien Klima
bei völligem Fehlen von Gefühlen der Bedrohung erfolgen. Unter
dieser Bedingung können widersprüchliche Erfahrungen integriert
werden.
Ein zentraler Begriff der Persönlichkeitstheorie ist das Konzept
der Aktualisierungstendenz. Es ist jenes komplexe Prinzip und
Erklärungskonzept, das für Motivations- und Entwicklungsprozesse
verantwortlich ist.
Die Persönlichkeitstheorie v. Carl Rogers
Selbstverwirklichung
Es gibt für Rogers keine Motivierung im Sinne von Trieben, sondern
stattdessen eine grundlegende Tendenz in Richtung
Selbstverwirklichung.
Zustände der Inkongruenz und defensive Prozesse
Nach Rogers befinden wir uns dann in einem Zustand der
Inkongruenz, wenn es eine Diskrepanz zwischen unserem
wahrgenommenen Selbst und der aktuellen Erfahrung gibt. Angst ist
das Resultat einer Diskrepanz zw. Erfahrung und Selbstwahrnehmung.
Meistens ist das Individuum sich seiner Erfahrungen bewusst. Es ist
aber auch dazu fähig, Erfahrungen dem Bewusstsein nicht zugänglich
zu machen, wenn diese als bedrohlich oder als gegensätzlich zum
Selbstkonzept wahrgenommen werden.
Die Reaktion auf einen inkongruenten Zustand ist die Abwehr. Wird
eine Erfahrung undeutlich als inkongruent mit der Selbst-Struktur
wahrgenommen, reagiert der Organismus defensiv, um diese Erfahrung
vom Bewusstsein auszuschließen.
Zwei defensive Prozesse werden beschrieben:
Verzerrung der Bedeutung der Erfahrung und Verleugnung der
Existenz der Erfahrung.
Ereignisse haben also in sich und für sich keine festgelegte
Bedeutung. Anders ausgedrückt,
die Relation von Erfahrung und
Selbstkonzept ist der Schlüssel.
Das Bedürfnis nach positiver Wertschätzung
Wenn die Eltern dem Kind bedingungslos positive Wertschätzung
geben, das Kind sich also von den Eltern „geschätzt“ fühlt,
besteht keine Veranlassung, Erfahrungen zu verleugnen. Wenn die
Eltern jedoch positive Wertschätzung von bestimmten Bedingungen
abhängig machen, wird das Kind gezwungen, seinen eigenen
Erfahrungsprozess zu ignorieren, wann immer es mit dem
Selbstkonzept in Konflikt kommt.
Wenn also an die positive Wertschätzung Bedingungen geknüpft sind,
führt das zu einer Verleugnung von Erfahrungen, zu einer Kluft zw.
dem Organismus (Gefühle, Impulse, Bedürfnisse) und dem Selbst.
Selbstverwirklichung und gesunde psychologische Entwicklung
Eine gesunde psychologische Entwicklung des Selbst findet in einer
Atmosphäre statt, in der das Kind alles erfahren und sich
akzeptieren kann, sowie von den Eltern akzeptiert wird, auch wenn
sie mit bestimmten Verhaltensweisen nicht einverstanden sind.
3. Krankheitslehre
a) Gesundheitsbegriff
Was nützt der Entwicklung ?
Bei Rogers richtet sich das Interesse ganz wesentlich auf die
Entwicklung einer gesunden und glücklichen Persönlichkeit, was
auch mit der Art seiner Klientel (intellektuelle Mittelschicht mit
Selbstfindungsproblemen) zusammenhängt.
Nicht nur das Freisein von neurotischen Symptomen steht im
Mittelpunkt, sondern das Erringen eines glücklichen und selbstbestimmten Lebens, das Wissen um die eigene Person.
Wie wird eine solch
glückliche Entwicklung aber garantiert ?
Durch die bei Rogers zentrale und in allen Facetten immer wieder
beschworene positive Beachtung, die an keinerlei Bedingungen
geknüpft ist !
Die
Achtung vor der Erfahrung des anderen, den eigenen
Wertigkeiten, die er diesen Erfahrungen beimisst: das ist der
Nährboden, indem das Pflänzchen wächst, geführt von der
Selbstaktualisierungstendenz.
b) Krankheitsbegriff und Ätiologiemodell (Annahmen zur Entstehung
von psychischen Störungen)
Die
Verleugnung von Erfahrungen als „nicht zu mir gehörig“ ist
eine Quelle von Krankheit und Unglück.
Die entwicklungshinderlichen Beziehungsformen sind allesamt
diejenigen, die das Kind nicht als eine eigenständige
Erfahrungsinstanz respektieren.
Rogers wählt für diesen Vorgang den Begriff des übergestülpten
„sekundären Wertesystems“.
- Dies führt zu Inkongruenz zw. den gemachten Erfahrungen und dem
Selbst, was sich in „falschen Symbolisierungen“ ausdrückt.
- Es entsteht der „Fassadenmensch“, der seine eigenen Erfahrungen
nicht mehr ernst nimmt und stattdessen zurückgreift auf das, was
ihm andere aufzwingen.
- Wesentlich ist die Abkehr vom „Echten“, „Erlebten“.
Meist entsteht
Angst, wenn die Inkongruenz von Erfahrung und
Selbst eben anfängt, in das Gewahrsein zu dringen.
„Werde, der du bist“ – dieser Leitspruch ist nur dann erfüllbar,
wenn der Mensch auch „erkannt“ wird als „der, der er ist“.
„Erkannt“ wird ein Mensch aber nur dann, wenn die wichtigsten
Bezugspersonen sich selbst kennen.
- Die wichtigsten Personen im Leben eines Menschen sollten solche
sein, die mit sich selbst im Einklang leben.
- Selbstempathie ist Ziel und Bedingung der geglückten Mutter-Kind-Dyade.
- Wo sie fehlt, ist der neurotischen Entwicklung des Kindes Tür
und Tor geöffnet.
Carl Rogers sieht in der
Entstehung einer psychischen Störung
immer nur eine einzige wichtige Ursache:
Das
Fehlen der unbedingten, also an keine Forderungen geknüpfte
Zuwendung der Primärpersonen (vorwiegend: der Mutter)
Inkongruenzen sind gefährliche Vorläufer der Neurose.
Damit das (inkongruente) Selbstkonzept intakt bleiben kann,
müssen Abwehrmechanismen eingesetzt werden.
Rogers benennt
einige Abwehrformen:
- Verleugnung von Erfahrungen
- Rationalisierung
- Projektion
- neurotische Symptome
- psychotische Zustände
Wenn ein hohes Ausmaß an Inkongruenz von Selbst und Erfahrung
vorliegt und der Abwehrprozess nicht mehr genügend Kraft hat, dann
wird die Inkongruenz wahrgenommen, und die Selbststruktur kann,
wie beim Psychotiker zerbrechen.
Neurotische Verhaltensweisen sind dagegen gekennzeichnet,
dass
(durch noch einigermaßen funktionierende Abwehr) das Selbstsystem
mit all seinen Verzerrungen inkl. Symptomen die Herrschaft behält.
In der Psychose und/oder in schweren neurotischen
Zusammenbrüchen gewinnt die unterdrückte Erfahrung die Oberhand,
wird jedoch falsch symbolisiert.
Symptombildung ist nicht einziges Kennzeichen psychischer
Störung und nicht Hinweis auf irgend eine besondere Konstellation
von Inkongruenzen.
4. Therapieziele
Bei Rogers ist von Anfang an eine harmonische und glückbringende
Entwicklung zumindest denkbar, also eine, die genau dem
Wachstumsplan folgt, demzufolge ein Mensch sich der „fully
functioning person“ annähern kann
Abwerfen der störenden sekundären Werte, die die Kongruenz von
Erfahrung und Selbst behindert haben.
Abkehr von Fassaden.
Der
Mensch, als einer, der eigentlich „gut“ ist, muss wachsen und
sich entfalten können.
Es geht um die
Wiederherstellung eines Prozesses, der
„natürlich“ ist und nur durch widrige Umstände unterbrochen wurde.
(Der Therapeut fungiert als eine Art Geburtshelfer, was er zutage
fördert am „neuen und echten“ Menschen, hängt nicht von ihm ab).
Ein Gesprächstherapeut hat Vertrauen,
dass der Patient die
positive Wertschätzung spürt und deshalb auch sich selbst besser
vertrauen lernt.
5. Praxis
Zum Repertoire der
Gesprächspsychotherapie gehören
- das empathische Mitgehen und
- die Verbalisierung v. Gefühlen
durch den Therapeuten.
Rogers verstand Therapie als
Begegnung zw. d. Menschen.
Dem Klienten wird hier Zuversicht in seine
eigenen Entwicklungsmöglichkleiten und in seine Fähigkeiten zur
selbständigen Konfliktlösung vermittelt.
Diese Grundhaltung hatte zur Folge,
dass in der Behandlung der
größtmögliche Entwicklungsraum eröffnet und zur freien Gestaltung
überlassen wurde, ohne Einmischung des Therapeuten.
Dieser
Grundsatz des Non-direktiven bedeutet jedoch keinesfalls,
dass der Therapeut passiv verharrt.
Die Gesprächstherapie ist ein durchaus aktives und
strukturiertes Verfahren.
Die
Aktivitäten des Therapeuten werden jedoch von der
beschriebenen Grundhaltung anstatt von Techniken bestimmt.
Bedingungsfreies Akzeptieren des Klienten wird vom Therapeuten
durch emotionale Wärme gefördert, die auf einer tiefen
Wertschätzung, dem Respekt vor der Eigenart der menschlichen
Existenz, dem ersten Grundprinzip, beruht.
Dazu gehört auch das
Vertrauen in die Fähigkeit des anderen
seine Lebensentwicklung konstruktiv zu gestalten.
Dies heißt nicht, mit allem, was der Klient tut oder sagt, einverstanden zu sein,
fordert aber die Bereitschaft, sich in
das Denken und Erleben des anderen einzufühlen.
Dies ist das zweite Prinzip: Empathie.
Echtheit ist das
dritte Grundprinzip der klientenzentrierten
Gesprächstherapie.
Die erste Begegnung
Der rogerianische Therapeut richtet sich ganz und gar darauf
ein, dem Patienten in seinen Bezugsrahmen zu folgen, ohne
Hypothesen zu kreieren.
Frei v. theoretischen Vorurteilen sollte der Therapeut sich
einfach einfühlen in der Patienten Art zu leben, zu fühlen und zu
denken.
Die
erste Begegnung ist in dieser Schule schon eine
therapeutische Aktion.
Der therapeutische Prozess
Im Zentrum steht die neue Beziehungserfahrung, die der Klient
macht.
Der
Prozess selbst ist einer, der nur durch eine Veränderung der
gefühlsmäßigen Erfahrung des Erlebens gekennzeichnet ist.
Neue Erkenntnisse sind in der Form der neu erlebten Kongruenz
zwischen Erfahrung und Selbstkonzept und nicht durch
intellektuelle „Einsichten“ darstellbar.
Es gibt dabei eine Art
inneren Leitfaden im Klienten, der den
Weg weist.
Bedingung für das In-Gang-Kommen dieses Prozesses sind die
kongruente Präsenz des Therapeuten, seine bedingungslose Akzeptanz
und seine innere Kongruenz mit dem Kontaktprozess in der Therapie.
Dieses
Modell ist sehr unspezifisch, ein klares Abbild der Rogersschen Ideenwelt mit ihrer Dominanz des Wachstumsgedankens,
der einem Menschen im Idealfall eine immer bessere Identifizierung
der eigenen Gefühle gestattet.
Irgendwelche
starren „Regeln“ für den Therapeuten verbieten
sich.
Jede Situation ist so einzigartig, dass sie auch ein
einzigartiges, nicht vorhersehbares Reagieren des Therapeuten
verlangt.
Personzentrierte Einzelpsychotherapie
Die
Dauer eines Gesprächs beträgt im allgemeinen ca. 50 Min.
einmal wöchentlich.
Der
Klient spricht über sein persönliches Erleben und seine
Erfahrungen im Zusammenhang mit seinen Problemen und bestimmt
weitgehend den Inhalt der Gespräche.
Die
Aktivitäten des Therapeuten richten sich auf die Förderung
der Selbstöffnung und Selbstauseinandersetzung des Klienten.
Therapieprozess
Die Veränderungen – vereinfacht dargestellt:
- Der Klient wird offener für seine Erfahrungen: Er wird
realistischer im Umgang mit anderen Personen, neuen Situationen
und Problemen.
- Der Klient entwickelt zunehmend mehr Vertrauen zum eigenen
Organismus: Er verwendet immer mehr den eigenen Organismus
(Gefühle, Impulse, Bedürfnisse) als Richtschnur seines Verhaltens;
er achtet immer mehr die eigene Person (Entwicklung von
Selbstachtung).
- Der Klient entwickelt eine innere Bewertungsinstanz: Er wird
unabhängiger vom Urteil anderer Personen.
- Der Klient entwickelt eine zunehmende Bereitschaft zur
Veränderung.
Bei einer hohen Verwirklichung dieser Merkmale spricht Rogers von
einer „fully functioning person“, die für ihn das übergreifende
Ziel der Personzentrierten Psychotherapie darstellt.
6. Anwendungsschwerpunkte
Anwendungsbereiche
Ursprünglich wurde die Personzentrierte Psychotherapie
- aus der Beratung psychoneurotischer Personen entwickelt, später
kam es
- zur Anwendung auf andere Klientengruppen (hositalisierte
Schizophrene / sogenannte „Normale“, die Therapie aus Motiven der
Selbstfindung und Persönlichkeitsentwicklung aufsuchten).
- Ebenso kam es zur verstärkten Anwendung in der Prävention
psychischer Krankheiten (z.B. Erziehungs- u.
Unterrichtssituationen).
Personzentrierte Gruppen
Die theoretischen Grundannahmen v. personzentrierten Gruppen
entsprechen im wesentlichen der Theorie personzentrierter
Einzelgespräche.
Bei der Durchführung sind zwei Formen zu unterscheiden:
- Gruppen, die sich Form eines Workshops über einen Zeitraum von 2
bis 14 Tagen erstrecken, und
- laufende Gruppen über einen Zeitraum von einigen Monaten oder
Jahren, wobei wöchentlich jeweils eineinhalb- bis dreistündige
Gruppensitzungen abgehalten werden.
Die Anwendung personzentrierter Gruppen erstreckt sich auf 3
Bereiche:
- erstens auf die therapeutische Klienten- od. Patientengruppe mit
dem Ziel der Verminderung seelischer Beeinträchtigungen bei den
Gruppenmitgliedern.
- zweitens auf die Selbsterfahrungsgruppe für Angehörige sozialer
Berufe zur Korrektur von seelischen Beeinträchtigungen
- drittens auf die Encountergruppe (Begegnungsgruppe) als
präventive Maßnahme mit dem Ziel der persönlichen Entwicklung und
Förderung eines fassadenfreien Sozialverhaltens von Teilnehmern
ohne besonderen Leidensdruck.
Das allgemeine Ziel des personzentrierten Gruppenansatzes ist,
die Erlebensflüssigkeit zu fördern und gegenseitige Offenheit,
mitmenschliche Nähe, Einfühlungs- und Hilfsbereitschaft zu
ermöglichen.
In fast allen Fällen besteht die Verantwortlichkeit des Leiters
in erster Linie darin, den Ausdruck von Gefühlen und Gedanken
seitens der Gruppenmitglieder zu erleichtern.......
Im
Gruppenprozess sind verschiedene Phasen erkennbar:
- Einleitungsphase: Es treten häufig Angst, Spannung, Schweigen,
oberflächliches Verhalten, Äußerungen v. Frustrationen und eine
gewisse Zusammenhanglosigkeit zw. den Äußerungen und Aktivitäten
der Teilnehmer auf. Die Gruppensituation wird als künstlich
erlebt.
- Das zweite Stadium ist charakterisiert durch die Äußerung von
Gefühlen und persönlichen Erfahrungen.
- Im dritten Stadium erreichen die Teilnehmer die Fähigkeit,
aufeinander hilfreich und erleichternd einzugehen.
- Im vierten Stadium entwickeln sich häufig neuartige Beziehungen
zw. den Teilnehmern auf der Basis eines hohen Ausmaßes an
Offenheit, Toleranz, Spontanität und Hilfsbereitschaft.
Aufgabe des Gruppenleiters ist es, diesen Prozeß zu fördern.
Er versteht sich nicht als sozialpsychologischer Trainer mit
interpretierender Kompetenz, sondern als miterlebender und
gefühlsmäßig engagierter Gruppenhelfer, der versucht, das Erleben
der Teilnehmer nachzuvollziehen und zu verstehen und in
einfühlsamer Weise mitzuteilen beziehungsweise das Ergebnis seiner
eigenen Auseinandersetzung mit der aktuellen Situation zu äußern.